Pestschaben
Pestschaben
Auf Spuren der Pestzeit suche ich Gebäude auf, die original aus dieser Zeit stammen. Fündig wird
man nicht mehr häufig - einzig Kirchen können von diesem Äon zeugen. Und tatsächlich sind sie noch
da. Nahezu 1000 Jahre alt. Merkwürdige Kerben im Gestein. Fast komplett einmal um die Kirche
gehend, sind sie auf fast gleichem Höhenniveau angeordnet. Teilweise mussten sie
Restaurationsarbeiten weichen, aber man versuchte noch das originale Sockelgestein zu belassen.
Pestschaben nennt man sie, diese Rillen, wie man sie auf den Bildern erkennt. Von Menschenhand
gemacht, wortwörtlich, denn die pestinfizierten Menschen haben diese Rillen mit den Fingern ins
Mauerwerk gekratzt. Ein Hilferuf an Gott - hofften die Menschen doch, wenn schon keine Medizin
hilft, dass ein Wunder sie retten würde. Natürlich ohne Erfolg. Den Staub, den sie von den Wänden
kratzten, vermengten sie mit Wasser, um dieses dann zu trinken. Anzahl und Tiefe der Rillen zeugen
von einem wahrlichen Andrang. Etwa 1/3 der gesamten Regionalbevölkerung starb dennoch an der
Pest. Heute wird diese Zeit gestört durch Neubauten, rund um die Kirche, welche dennoch durch ihre
Größe schon von Weitem auffällt. Damals musste sie ein Prunkstück inmitten mittelalterlicher
Bauernhäuser gewesen sein. Und wenn man an die Prinzipien der Kirche denkt, zahlten die
pestkranken Bauern womöglich noch, um Staubgetränke zu trinken.
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