Sanatorium Wiemers
Sanatorium Wiemers
Es war sonnig als wir das Gelände einer Ruine der anderen Art betreten. Wie in einem schlechten Film
schlägt das Wetter in diesig um. Der Nebel hüllt das Gebäude einer ehemaligen Heilanstalt in einen
gespenstischen Schleier. Dieser Ort möchte mitteilen, dass jetzt Geschichte betreten wird. Die Türen
sind eingetreten, Fenster sind kaum mehr vorhanden. Im Gebäude herrscht Stille, regelmäßig
unterbrochen vom Jaulen des Windes, der wie wehleidige Schreie durch die endlosen Flure schreitet.
Ab und zu knallt eine Tür oder ein Fenster. Ja, hier lebt die Vergangenheit tief verwurzelt in diesem
ehrfürchtigen Heim. Auf dem Dachboden finden wir Dokumente, die uns ein bisschen erzählen, was
hier passiert ist. So heißt es aus dem Berichtsheft 1944-1949:
"Am 8.3. nachmittags um 16 1/2 Uhr geschah dann der Bombenangriff, der dem im Schloß
untergebrachten Heimatkraftfahrpark gegolten haben mag, aber die Heilstätte trotz der frisch
aufgearbeiteten und weiterhin sichtbaren Krankenhauszeichen traf. Ein Geschwader schneller
Kampfflugzeuge warf über 100 Bomben ab. [...] Da ist es mehr als verwunderlich, dass nur ein
Volltreffer das Hauptgebäude traf, der allerdings eine verheerende Wirkung zur Folge hatte. Er ging in
den Ostflügel hinein und zerstörte die Näherei und die Säuglings - und Kleinkinderabteilung. Die drei
in der Näherei beschäftigten Personen wurden sofort getötet. Von den Insassen der Krankenstation
wurden 9 Kinder im Alter von 8 Monaten bis 3 Jahren und eine 6-Jährige getötet. Schwester Annie
Wiemers fand dabei den Tod, als sie zwei der Kleinsten auf den Armen trug und ihnen ein Lied
vorsang."
Mit weichen Knien geht es in den Keller -zu den OP-Sälen. Ein Anblick des Grauens bietet sich uns dort.
Alles blutverschmiert. Hier ging etwas unheimliches von dannen.
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